Bericht aus dem Marktrat vom 21.01.2020

Kommunalpolitik

Die Koalition hat einen ehrgeizigen und soliden Haushalt mehrheitlich beschlossen. Einzig die CSU-Fraktion hat den Haushalt abgelehnt. Hierzu ein Kommentar von Jürgen Krall.

Hier kurz der Überblick in Zahlen:
Gesamtvolumen: 36,3 Mio. €
davon:
Verwaltungshaushalt: 25,5 Mio. €
Vermögenshaushalt: 10,8 Mio. €
Kreditaufnahme: 4,6 Mio. €

Der Kämmerer erläuterte hierzu, dass im Gegensatz zu den hohen Einkommens-steuereinnahmen die Gewerbesteuer nur gering ist. Seine Empfehlung diesbezüglich wäre eine Ausweisung von Gewerbeflächen. In der Diskussion wurde hierzu angemerkt, dass eine Gewerbeansiedlung wegen der Verkehrsanbindung und der Topografie des Gemeindegebiets nur sehr schwer möglich sei. Außerdem kompensiere die Schlüsselzuweisung des Freistaates teilweise die schwache Gewerbesteuer.
Alle Fraktionen (außer der CSU) sind mit der Haushaltssatzung sehr zufrieden. Die Bürgergruppe hat sich mit einer literarisch angehauchten, aber dennoch sachlichen Rede aus der Kommunalpolitik in Lappersdorf verabschiedet. Unsere Barbara Rappl hat ihre 24. Haushaltsrede in Folge viel Lob und natürlich auch einige Kritikpunkte vorgebracht.

Haushaltsrede der SPD im Lappersdorfer  Marktrat

Haushalt 2020 – es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen,

um es gleich vorweg zu nehmen: Die SPD lobt den Kämmerer für seine gute und ambitionierte Arbeit. Die SPD stimmt dem Haushalt 2020 zu weil damit wichtige Projekte auf den Weg gebracht werden.

Einkommenssteuer wieder eine verlässliche Einnahmequelle.

Die erfreulichste und verlässlichste Einnahme im Verwaltungshaushalt ist, wie jedes Jahr der Anteil aus der Einkommenssteuer, der heuer auf 10,75 Mio. Euro angestiegen ist. Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich in Lappersdorf in den letzten Jahren um die zwei Mio. Euro eingependelt. Es wäre natürlich höchste Zeit, benötigte Erweiterungsflächen für unsere ortsansässigen Betriebe und Existenzgründer in verträglichem Maße auszuweisen - auch um den einen oder anderen Gewerbebetrieb in der Gemeinde zu halten. Das wäre ein Stück praktizierte kommunale Wirtschaftsförderung ohne gleich von großen Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer zu träumen. Wegen der fehlenden verkehrlichen Infrastruktur und der topografischen Lage ist Lappersdorf nicht für die Ansiedlung großer Betriebe geeignet. Das wollen wir auch nicht.

Gestiegene Einnahmen, steigende Ausgaben, steigende Unterhaltskosten

Ja wir haben gestiegene Einnahmen und gleichzeitig einen Anstieg bei den Ausgaben, Pflichtaufgaben und Unterhaltskosten – z. B. Kreisumlage Kinderbetreuung, Straßenunterhalt usw. Auf der Ausgabenseite schlagen vor allem die Personalkosten mit 7,4 Mio. € oder 29% des Verwaltungshaushalts zu Buche. Man muss ehrlicherweise sagen, dass die Personalkostensteigerungen nicht nur in der Kinderbetreuung und hinzugekommenem Einrichtungen wie das Kinderhaus oder im Aurelium entstanden sind. Sie treffen ebenso auf die Verwaltung und den Bauhof zu. Diese Entwicklung wird von uns nicht kritisiert, wohl aber im Auge behalten.

Trotz gestiegener Ausgaben müssen wir die Steuerhebesätze nicht erhöhen, können die freiwilligen Leistungen an Vereine und Institutionen beibehalten, was für unser Gemeinwesen wichtig ist, und können trotzdem noch 2,8 Mio. Euro dem Vermögenshaushalt zuführen. Eine zufriedenstellende Summe.

Diese Zuführung und Kreditaufnahmen von 4,6 Mio. Euro in 2020 werden die notwendigen und beschlossenen Investitionen in die Infrastruktur ermöglichen. Wir schließen heuer begonnene Projekte ab und investieren alleine in das Baugebiet Lorenzen 2,7 Mio. Euro. - ein durchlaufender Posten, da das Geld beim Verkauf an bauwillige Familien wieder später hereinkommt. Wir sanieren die Mittelschule, die Sporthalle in Hainsacker, die Bücherei, abschnittweise unsere Abwasseranlagen, stellen den Kinderhort an der Schule Kareth fertig und schultern finanziell die TSV- Halle. Wir tätigen größere Anschaffungen für den Bauhof, die Feuerwehren, bringen das Feuerwehrhaus Kareth auf den Weg, beteiligen uns am Vereinsheim in Lorenzen und machen endlich die Skateranlage für die Jugend wieder nutzbar. 

Fazit: Diese Investitionen sichern und unsere Infrastruktur, unsere Zukunft.  Kreditaufnahmen geschehen deshalb aus sozialer und politischer Verantwortung.

Die CSU beklagt die Verschuldung. Sie hat in den Letzten Jahren die Aufstockung der Schule in Hainsacker, das Kinderhaus in der Pfeiffing, den Kinderhort an der Karether Schule abgelehnt. Wo bleibt die soziale Verantwortung der CSU?

Vernünftige Lösung der Rathausproblematik

Dank der jahrlangen konsequenten Haltung der SPD gegen ein neues Rathaus und letztlich ein Umdenken mancher Befürworter in diesem Gremium ist der Traum von einem neuen Rathaus hoffentlich weit zurückgestellt. Schließlich kann heuer mit 850 000 Euro das bestehende Rathaus in Sachen Brandschutz und EDV so ertüchtigt werden, dass es noch lange seinen Zweck bestens erfüllen wird. Die weiteren eingeplanten 6 Mio. Euro in der mittelfristigen Finanzplanung können somit für vordringlichere Projekte umgeschichtet werden.

Als langgediente Markträtin erlaube ich mir bei meiner 24. Haushaltsrede in Folge über Perspektiven zu sprechen und einige Vorgänge die mir nicht gefallen, anzusprechen

Wir haben erwähnt, dass die SPD die Personalkosten nicht kritisieren will. Der Brandbrief der Verwaltung, in dem akribisch aufgelistet ist was in der Bauabteilung beim Tiefbau alles nicht geht, befremdet etwas. Lieber hört man doch, was alles gehen muss. Betroffen von eventuellen Engpässen im Tiefbau ist doch nicht die gesamte Verwaltung. Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass so mache Marktratsbeschlüsse auf ihre Umsetzung warten:  Z.B. der Buswendeplatz für die neue RVV-Linie nördlich von Oppersdorf oder der Bebauungsplan Lappersdorf Stachus. Nimmt man etwa billigend in Kauf, dass der Kläger gegen die Veränderungssperre mangels ersichtlichem gemeindlichem Interesse an einem Bebauungsplan vor Gericht recht bekommt und seinen Wünschen entsprechend bauen darf.  Dann hätte die Verwaltung zwar eine Arbeit weniger, zum Nachteil für die innerörtliche Entwicklung.

Die Kindergartenproblematik sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die Kirche wird nur noch 6 Gruppen in Trägerschaft haben, bestimmt nicht in den Kindergärten Lappersdorf und Kareth gleichzeitig. Warten wir bis uns die Kirche vielleicht den Kauf oder einen Mietvertrag für einen der beiden Kindergärten anbietet? Oder ist es nicht wirtschaftlicher einen eigenen Kindergarten zu bauen mit derzeit hohen staatlichen Zuschüssen, die es im Kindergarten und auch Schulbereich aktuell gibt. Das Kindergartenproblem kommt früher oder später auch auf den 7 gruppigen Kindergarten in Hainsacker zu. Statt JuFa- Ausschusssitzungen abzusagen, könnten wir gemeinsam diese Thematik durchdiskutieren und ev. Varianten entwickeln. Der neue Marktrat, der vielleicht schneller als erwartet Entscheidungen treffen muss, wäre wahrscheinlich für diese Vorarbeit dankbar.

Ganz zu schweigen von der Ganztagsgarantie, die Ministerpräsident Söder den Grundschuleltern bis 2025 versprochen hat. Auch das wird dem neuen Marktrat auf die Füße fallen, wenn unsere Grundschulen dann immer mehr Platzprobleme bekommen.

Meine Sorge ist, dass Lappersdorf moderne und notwendige Infrastruktur-Entwicklungen in verschiedenen Bereichen ev. auch bei der Lappersdofer Ortsdurchfahrt, zu lange vor sich herschiebt und dafür vorgesehene Mittel aus den derzeit prall gefüllten Bundes und staatlichen Fördertöpfen verschenkt.

Ich danke für die Aufmerksamkeit. Die Zustimmung zum Haushalt ist bereits erfolgt.

 

CSU hat Kernaufgaben der Gemeinde für sich entdeckt!

aus dem Marktrat vom 21.01.2020
 

Ein Kommentar von Jürgen Krall, Architekt (SPD-Liste Platz 6):
 

Wir stecken mitten im Kommunalwahlkampf und wie jedes Jahr im Januar ist der Hauptpunkt der Marktratssitzung, die Verabschiedung des kommenden Haushaltsjahres. Der Kämmerer stellt den Plan in allen Details vor und beantwortet ggf. Fragen. Soweit – so gut, aber es ist Wahlkampf und Parteipolitik geht nun mal vor Gemeindepolitik, so zumindest den hatte man diesen Eindruck bei der CSU Haushaltsrede, die natürlich den Haushaltsplan als einzige Fraktion ablehnte.
Aus diesem Grund konzentriere ich mich auf den Inhalt dieser Rede und erlaube mir diese zu kommentieren. Im Gegensatz zu den anderen Fraktionen konzentrierte man sich bei der CSU auf inhaltsschwache Phrasen. Hier ein paar Auszüge:

„Man habe kein Einnahme- sondern ein Ausgabeproblem“

„Enorme Neuverschuldung“

„Im Vergleich zu 2014, damals hatte man keine Schulden und dafür noch Rücklagen“

„Über die Verhältnisse gelebt!“

Diese, in der Öffentlichkeit mantramäßig wiederholten „Halb Fakten“ scheinen die Christsozialen langsam tatsächlich zu glauben! Fakt ist, dass bis 2014 die CSU die Mehrheit im Marktrat hatte und jahrelang auf das Großprojekt „Aurelium und neue Mitte“ gespart hatten. Auf Kosten von Pflichtaufgaben wurden damals Rücklagen gebildet, auf welche diese Fraktion sich immer wieder beruft. Das Aurelium wurde damals noch zu Zeiten der CSU-Mehrheit genehmigt und damit wurden finanzielle Tatsachen auf Jahre hinaus geschaffen. Als es 2014 zum „Machtwechsel“ im Rathaus kam, musste der nachfolgende Bürgermeister mit seinem Zusammenschluss aus Freien Wählern, Bürgerliste, B90 / Grüne und unserer SPD den Scherbenhaufen zusammenkehren. Mit diesen „sogenannten Rücklagen“ musste das Aurelium gebaut werden, das, wie wir alle wissen, nur halb fertig geplant war, um die Gesamtkosten zu verschleiern! Denn das Projekt Aurelium hatte kein Nutzungskonzept und vor allem keinen Plan wie es sich künftig finanzieren sollte. Die Kosten für den Unterhalt und den Betrieb des Gebäudes hatte die CSU völlig ignoriert. So stiegen die Kosten von ursprünglich 3,2 Mio. € auf ca. 13 Mio. €. Alles in allem hat das Aurelium die 10 Mio. € Grenze locker gekappt. Wir erinnern uns, die 10 Mio. € hatte unser verstorbener SPD-Marktrat Hans-Günter Streiff bereits 2015 in den Raum gestellt und wurde seinerzeit dafür angefeindet!

Soviel zur schwierigen Situation des Aureliums, das die aktuell Verantwortlichen im Rathaus trotz des massiven Widerstands der CSU (erst einfädeln, dann Wahl verlieren und dann dagegen sein) geschafft haben in die Spur zu bringen.

Nichtsdestotrotz vergisst die christsoziale Union hierbei, dass sie unter Dollinger einen massiven Investitionsstau hinterlassen hat, indem sie Kernaufgaben der Gemeinde über Jahre vernachlässigt haben. Diese Kernaufgaben wurden für das Projekt Aurelium geschoben oder erst gar nicht angepackt. Hier eine kleine und bestimmt nicht vollständige Auflistung der Maßnahmen, die schon auf Grund von Gesetzen, angepackt werden mussten:

  • Die Kanalsanierung (läuft erst seit dem die CSU nicht mehr das Sagen hat) = Pflichtaufgabe einer Gemeinde, die Schäden haben sich durch das Schieben der Maßnahme vergrößert und durch das Hineinfallen der Maßnahmen in die am Bau herrschende Hochkonjunkturphase der letzten Jahre deutlich verteuert. Man kann hier von bis zu 50% Mehrkosten ausgehen!
  • Kindergärten und KiTa’s (Gesetzlicher Anspruch auf Kinderbetreuung!)
  • Hort Kareth (von der CSU von einer Ausnahmeregelung zu nächsten geschoben)
  • TSV-Sporthalle Kareth
  • Grundschule Hainsacker
  • Sporthalle Hainsacker

Ein weiterer Punkt, den die CSU anprangert: „Zu hohe Personalkosten (seit 2014)“!
Die CSU vergisst (?) im Trubel des Wahlkampfgetöses wohl die, durch „ihr Aurelium“ neu geschaffenen Stellen. Weiter mussten Stellen bei den Kinderbereuungseinrichtungen geschaffen werden. Wenn man keine Kindergärten baut, also seine, vom Gesetzgeber auferlegten Kernaufgaben vernachlässigt, braucht man natürlich weniger Personal.

Einsparpotential sieht die CSU in folgenden Punkten:

„Konzentration auf Kernaufgaben“. Ich denke der Punkt ist geklärt. Schön, dass sich die CSU endlich wieder der Kernaufgaben einer Gemeinde bewusst wird!
„Rechtzeitige Vergaben einleiten“ und „Negativbeispiel Sanierung TSV-Halle“.
Rückblickend aus den Erfahrungen der letzten Jahre, befindet sich die Bauwirtschaft auf einem extrem hohen Preisniveau (+40 % bis zu + 100 %, je nach Gewerk). Firmen sind überlastet und nehmen kaum noch Arbeit an. Die wenigen Firmen, die Angebote (wenn überhaupt) abgeben, tun das, im Bewusstsein der Situation, meist mit sehr hohen Preisen. Die Kostensteigerung bei laufenden Projekten anzuprangern, obwohl man mit Schuld an der bauzeitlichen Verschiebung (Nichtwahrnehmung der Kernaufgaben einer Gemeinde zu Zeiten der CSU Mehrheit) ist, ist unredlich. Schließlich hat die CSU durch ihre Versäumnisse diese Mehrkosten verursacht. Wären Projekte rechtzeitig, also vor 2014 angepackt worden, hätte das der Gemeinde sehr viel Geld gespart! Siehe hierzu auch einfach den Baukostenindex, der diese Kostensteigerungen eindeutig belegt.

Abschließend

Parteipolitik, und nur so war diese Haushaltsrede der C“s“U zu verstehen, hat in der Kommunalpolitik nichts verloren. Es muss um die Sache gehen und mehr nicht. Man muss wirtschaftlich, zukunftsorientiert mit sozialem Augenmaß eine Gemeinde leiten und steuern. In den letzten sechs Jahren wurde sehr viel umgesetzt. Der überwiegende Teil waren eben lang aufgeschobene Pflichtaufgaben. Der neue Haushaltsplan setzt die gute Arbeit der Koalition fort. Es wäre falsch zu Zeiten von Strafzinsen auf Vermögen (Rücklagen gehören dazu) und einer schleichenden Geldentwertung auf Sparvermögen nicht zu investieren. Eine Kreditaufnahme wie sie derzeit geplant ist, ist nicht ungewöhnlich, auch nicht überproportional, sondern mit Augenmaß geplant. Teilweise werden z.B. die Grundstückskäufe für neu auszuweisendes Bauland damit zwischenfinanziert. Dieses Geld fließt bei Verkauf der Baugrundstücke wieder zurück in den Haushalt.

Ein kleiner Ausflug in die Historie der Kostenentwicklung des Dollinger Prestige-Projekts Aurelium:

2012: 3,2 Mio. € Schätzkosten - Baubeginn

2013: 5,0 Mio. € Verursacht durch enorme Schwierigkeiten bei der Gründung im ehemaligen Flussbett des Regen, trotz Wegfall des Kellers, 2 Mio. € Mehrkosten! Bodengutachten = Fehlanzeige?

2014: Kommunalwahl

27.04.2016: Eröffnung des Aureliums

2017: Bisherigen Kosten: 8,98 Mio. €

In dieser Summe nicht mit dabei (Zahlen sind eigene Schätzungen):

Die Außenanlagen inkl. Parkplätze (+ 1 Mio. €), die Erschließung des Gebäudes (Straße/Wasser/Abwasser/Strom/Telekom) + 1,5 Mio. €, die komplette Innenausstattung (Möbel, Bestuhlung, Thekenanlage, Geschirr, etc…) (ca. + 1 Mio. €) und die Veranstaltungstechnik und fehlende Akustik (ca. + 500.000 €). Weiter wurden von der CSU die jährlichen Fixkosten und der Bauunterhalt „übersehen“.

Zu meiner Person:
Jürgen Krall, 52 J. seit mehr als 20 Jahren Projektleiter beim staatlichen Bauamt. In dieser Funktion hat er täglich mit Projektentwicklungen, Projektplanungen bis hin zur Durchführung und Fertigstellung von Baumaßnahmen des Landes und des Bundes zu tun.
SPD-Liste Platz 6

 
 

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