Xaver Wolf 1937–2017

Allgemein

Träger des Bayerischen Verdienstordens und der Verfassungsmedaille in Silber

Erinnerungen an einen großen ostbayerischen Sozialdemokraten

Kurz vor seinem 8o. Geburtstag verstarb am 26. März mit Xaver Wolf ein sozialdemokratischer Politiker, der in Hainsacker, im Landkreis Regensburg und im Land Bayern die demokratische Nachkriegsgesellschaft politisch mitgestaltet hat.

Sein Heimatort Hainsacker, seine Familie, sein Ingenieur-Beruf und seine festen Standpunkte in der freiheitlichen Tradition der deutschen Arbeiterbewegung waren die Wurzeln für den Poltiker und Menschen Xaver Wolf.

1941 ist sein Vater in Russland gefallen. Seine Mutter zog mit dem vierjährigen Xaver nach Hainsacker in das Haus ihres Vaters , Ludwig Roth, des „Urgesteins“ der SPD in Hainsacker in der Weimarer Republik sowie des späteren Gemeinde- und Bezirksrates.

Heimat fand der eifrige Ministrant und talentierte Schüler auch in der Pfarrgemeinde Hainsacker. Der Pfarrer förderte ihn. Das Priesterseminar schlug Xaver aber aus. So blieb ihm der Zugang zum Gymnasium verwehrt. Als einziger seiner Volksschul-Abschlussklasse erhielt er aber 1951 in Augsburg einen Ausbildungsplatz als Fernmeldehandwerker. Dort holte er auch am Abendgymnasium das Abitur nach.

Dann verlegte er als Monteur Fernmeldekabel in Niederbayern und in der Oberpfalz, bis er genug Geld für ein Studium am Ohm-Polytechnikum Nürnberg gespart hatte. 1958 heiratete er, das Studium schloss er 1960 als Diplom-Ingenieur ab und wurde Amtsleiter im Fernmeldeamt Regensburg.

1960 beginnt seine politische Laufbahn in der SPD und in der Kommunalpolitik. Nur 25 Stimmen fehlten ihm 1966 bei der Wahl zum Bürgermeister in Hainsacker. Er wurde aber zum Gemeinderat, 2. Bürgermeister und Kreisrat gewählt und machte ihn für die SPD-Mandatsträger MdL Gradl und OB Schlichtinger zum Hoffnungsträger der nächsten Generation.

Xaver Wolf erfüllte diese Erwartungen. Große Beachtung fahnden seine mahnenden Worte im Kreistag, wenn er vehement für die Interessen der Schwachen und des flachen Landes kämpfte. Er forderte den Ausbau der Naherholung, einen gemeinsamen ÖPNV von Stadt und Landkreis, einen sozialen Wohnungsbau in landkreiseigener Trägerschaft und (1972!) ein zweites Landkreis-Gymnasium. Mutig trat er 1972 als Landratskandidat gegen den seit Jahrzehnten regierenden CSU-Landrat Leonhard Deininger an und erhielt 30 % der Stimmen – in Wörth, Ponholz und Hainsacker sogar über 50 %. Die SPD wählte ihn daraufhin zu ihrem Kreisvorsitzenden und 1975 zum Bezirksvorsitzenden für Niederbayern und die Oberpfalz (bis 1982).

Von der Bevölkerung wurde er 1974 in den Bayerischen Landtag gewählt (bis 1990), von 1978 bis 1986 war er stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender. In 20 prall gefüllten Leitzordnern sind seine Landtags-Aktivitäten festgehalten, z. B. der erfolgreiche Einsatz für  den Erhalt der „Maxhütte“ und der Ausbau des Regensburger Uni-Klinikums zum Vollklinikum, über tausend Anfragen, Anträge, Eingaben und Briefe für Bürger, Betriebe, Städte und Gemeinden.

Was bleibt vom Politiker Xaver Wolf in Erinnerung?

Er zeigte sich immer neugierig, leutselig, fürsorglich, kritisch, problembewusst sowie praxis- und lösungsorientiert. Die Abgeordnetentätigkeit als Vollberuf hielt er für eine politische Schwachstelle, da die Verbindung zur Berufs- und Arbeitswelt fehle und dadurch die Abhängigkeit von Parteigremien entsprechend zunähme. Wolf wurde als ein stets fleißiger, aufgeschlossener und immer zuverlässiger Politiker beschrieben, der auch in der Politik Mensch geblieben ist, ein Mensch mit Grundsätzen und Erfahrungen. Erfahrungen des Diplom-Ingenieurs, die in den Auseinandersetzungen um die Atom-Energie und die WAA mit der Mehrheitsmeinung von SPD Gremien kollidierten. Auch in der Kommunalpolitik kollidierten seine Erfahrungen mit der Entwicklung der drei selbstständigen Gemeinden zur Großgemeinde Lappersdorf. Er befürchtete, dass die Bürger nicht mehr wie gewohnt in ihrer überschaubaren Gemeinde politisch mitreden können, dass die Zentralisierung der Kommunalpolitik in der Großgemeinde Politikferne und Demokratiedefizite mit sich bringen.

Seine kommunalpolitische Tätigkeit endete konsequenterweise 1978 mit der Gebietsreform und der Großgemeinde Lappersdorf. Seinen SPD-Ortsverein aber hat er stets großzügig unterstützt.

Geblieben ist die Erinnerung an einen Abgeordneten mit engem Kontakt zu den Bürgern, der die wichtigen politischen Themen öffentlich in gut besuchten Gaststätten darstellte und diskutierte und über die die Lokalzeitungen dann ausführlich berichteten.

Gefragt nach politischen Vorbildern nannte Xaver Wolf Fritz Erler und Carlo Schmid. Er verehrte Wilhelm Hoegner, den Vater der Bayerischen Verfassung. Deshalb war der Verstorbene, der Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz abgelehnt hatte, stolz auf den Bayerischen Verdienstorden und auf die Verfassungsmedaille in Silber.

Stolz auf „ihren“ Xaver Wolf darf die SPD Hainsacker sein und hoffen, dass er für viele Demokraten Vorbild bleibt und bleiben wird.

 
 

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